Windhundrennen

Windhunde sind faszinierende Geschöpfe, sie lieben ihre Menschen, ohne sie ständig mit Liebkosungen zu belästigen, sie folgen gerne ihren Wünschen, ohne sich kommandieren zu lassen, und sie sind wunderschön. Sie geben ihre Eigenständigkeit niemals auf und sind im Wesen eher einer Katze vergleichbar.
Wann immer der Hetztrieb geweckt wird, überdeckt er alle anderen Empfindungen. Von einer Sekunde zur anderen wird der ganze Hund vom gelassen Gejährten zur Hetzmaschine. Um seine in Jahrtausenden herausgezüchteten Fähigkeiten auszuleben, sind Windhundrennen bestens geeignet.
Im vergangenen Jahrhundert ließen sich die armen Bergarbeiter, die den Whippet züchteten, das Wettvergnügen einfallen. Sie ließen ihre Hunde auf Bahnen hinter Lappen her rennen, da sie keine lebenden Hasen hetzen durften. Dies blieb den wohlhabenden Grundbesitzern mit ihren Greyhounds vorbehalten.
Hierzulande darf nicht gewettet werden, und so sind die Windhundrennen bei uns eher eine großer Familienspaß ohne Verbissenheit und Erfolgszwang. Es wurde in England nur abgeschaut, um den Hunden eine artgerechte Bewegungsmöglichkeit zu verschaffen.
Rennvereine unterhalten Rennbahnen und führen, neben regelmäßigen Trainingsläufen, auch Rennwettbewerbe durch.
Man unterscheidet zwischen Bahnrennen und Coursings. Die Bahnrennen finden auf Rasenbahnen von üblicherweise 450 m Länge statt. Die Hunde starten maximal zu sechst aus so genannten Startboxen. Die Hunde starten nach Rassen und Geschlecht getrennt. Über ein Rollsystem wird ein gut sichtbarer Lappen (der Hase) oder ein Fell etwa 20 m vor den Hunden hergezogen. Sieger ist der schnellste Hund, wobei man heute sogar schon mit Zielfotos und elektronischer Zeitmessung arbeitet. Es gibt keine Geldpreise, sondern nur Trophäen und Titel zu gewinnen.
Das Rennen will gelernt sein, denn wer während des Rennens stehen bleibt, umkehrt, seine Mitläufer anrempelt oder sogar angreift, wird disqualifiziert. Der zukünftige Rennhund wird schon als Welpe an seine Aufgabe herangeführt. Er wird hin und wieder mit einem Lappen gelockt, mit acht bis neun Monate darf er dann schon mal mit auf die Rennbahn, um die Atmosphäre zu schnuppern. Der junge Hund wird festgehalten und mit dem Hasen vertraut gemacht. Mit viel Geduld baut man allmählich den Hund auf und schließlich wird er an Startkasten und Maulkorb gewöhnt.
Natürlich genügt es keinesfalls, den Rennhund nur am Wochenende laufen zu laufen. Er muss auch in der Zwischenzeit bewegt werden, um die Muskulatur aufzubauen. Wie ein edles Rennpferd wird er bei kühler Witterung vor dem Rennen warm gehalten, nach dem Rennen auf und ab geführt, bis er wieder ruhig atmet. Zur Stärkung gibt man ihm etwas Wasser mit Honig oder Traubenzucker. Sein Futter bekommt er erst am Abend.
Es gibt natürlich auch Hunde, die es langweilig finden, die üblichen Ovale zu rennen, sie überspringen die Absperrungen und fassen den Hasen am Ziel! Andere mögen überhaupt nicht hinter dem Pseudohasen her rennen. Man kann keinen Hund zwingen, die Hetzleidenschaft muss ihm im Blut liegen.
Eine andere, für die Hunde viel aufregendere Variante ist das Coursing. Sie ist viel aufwendiger und daher selten angeboten.
Hier wird der Hase über einen Zickzackkurs gezogen und die Hunde müssen dabei Hindernisse überwinden. Es starten immer nur zwei Hunde. Entscheidend ist hier nicht ausschließlich die Geschwindigkeit sondern das Gesamtverhalten bei der Hatz, also auch Eifer, Reaktionsvermögen, Wendigkeit und das Interesse am Lockmittel.
Die Windhunde laufen jeweils mit ihrem Rassegefährten, wobei das Mindestalter bei den kleinen Rassen bis 15 Monate und das Höchstalter für alle bei acht Jahren liegt.
Wer einmal beobachtet, mit welchem Eifer die Hunde bei der Sache sind, wie sie sich im Ziel auf den „Hasen“ stürzen und wer in ihr glückliches, abgehetztes Gesicht sehen durfte, wenn sie von der Bahn geführt werden, wird der Faszination dieses schönen Zeitvertreibs an frischer Luft schnell verfallen. Das bedeutet aber, dass man seine Freizeitgestaltung ganz auf den Hund abstellt. Wer dazu nicht bereit ist, verdient keinen Windhund.
Es gibt aber auch in diesem Hundesport Menschen und Länder die ihre Profitgier nicht bremsen können
– zum Leid der Tiere!